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Auf den Spuren der grauen Pfoten | Wolfsmonitoring in der Nordeifel

  • Autorenbild: Marc Jeworrek
    Marc Jeworrek
  • vor 2 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 1 Tag

Diesen Herbst besuchte ich meinen Freund Alessandro und seine Frau Isabelle in der Nordeifel, wo sie gemeinsam mit Romeo leben – einem Golden Retriever, der eine ganz besondere Aufgabe hat.

Dichter Nebel hängt in einem Fichtenwald
Nebelschwaden wabern durch die Fichten - ein typisches Eifel-Motiv für mich.

Wie alles begann

Kennengelernt haben wir uns vor einigen Jahren über Instagram. Der erste richtige Kontakt kam zustande, als ich auf meiner Wildkamera an einem Dachsbau überraschend einen jungen Wolf aufnahm. Ich war unsicher, wie ich die Sichtung einordnen sollte und wandte mich an Alessandro.

Ein junger Wolf auf einer Aufnahme einer Kamerafalle
Ein junger Wolf in der Nähe eines Dachsbaus. Wie sich später in Gesprächen mit dem LfU herausstellte, sollte er in den darauffolgenden Jahren das Wolfsrudel im Segeberger Forst gründen.

Er half sofort weiter: Er bestätigte mir nicht nur, dass es ein junger Wolf war, sondern vermittelte mir auch den Kontakt zur zuständigen Stelle im Landesamt für Umwelt. Seit diesem Moment blieben wir verbunden.


Im darauffolgenden Herbst lud er mich in die Lausitz ein, wo er zu dieser Zeit für das LUPUS Institut arbeitete. Dort durfte ich meinen ersten Wolf in freier Wildbahn sehen – ein Moment, der mich tief berührte und den ich wohl nie vergessen werde.

Ein junger Wolf auf einer Waldlichtung
Ein Wolf lässt sich auf einer Waldlichtung blicken - ein Moment, in dem mir der Atem stockte.

Zurück in der Eifel

Heute lebt Alessandro wieder in seiner Heimat und arbeitet freiberuflich für das Land NRW im Wolfsmonitoring. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem:

  • die Auswertung von Fotofallen

  • das Sammeln und Präparieren von Kotproben für genetische Analysen

  • das Bergen verunfallter oder tot aufgefundener Wölfe

  • die Begutachtung von Rissen bei Weide- und Wildtiere zur Abklärung, ob Wolf, Hund oder ein anderes Tier der Verursacher war

  • Öffentlichkeitsarbeit - in Form von Vorträgen und Besuchen von Schulklassen zusammen mit Romeo


Er ist damit einer der wichtigsten Ansprechpartner zum Thema Wolf in der Region.

Ein Mann dient eine Fotofalle an einem Pfahl
Fotofallen müssen stets vor Diebstahl und Vandalismus geschützt werden - leider!
Ein Mann bedient eine Fotofalle
Ein erster Blick: Wurde etwas aufgenommen?
Ein Mann kniet mit einem Laptop vor einer Fotofalle
Die Sichtung der Aufnahmen geht auf dem mitgebrachten Laptop deutlich komfortabler.

Wolfsmonitoring – warum es so wichtig ist

Die Debatte rund um den Wolf wird in Deutschland oft laut geführt. Zwischen Angst, Faszination und Unsicherheit geht manchmal das verloren, was wirklich zählt: Fakten. Wissenschaftliche Daten. Eine objektive Grundlage, auf der wir diskutieren können. Genau dafür gibt es das Wolfsmonitoring. Durch Fotofallen, genetische Analysen und dokumentierte Sichtungen werden:

  • Territorien abgesteckt

  • Individuen identifiziert

  • Rudelstrukturen sichtbar

  • Wanderrouten nachvollziehbar

  • Konflikte sachlich eingeordnet


Ohne diese Arbeit wüssten wir kaum etwas über die Wölfe, die unsere Wälder und Offenflächen inzwischen wieder durchstreifen.

Ein Mann mit Laptop kniet neben einem Golden Retriever
Stets gemeinsam im Feld unterwegs: Alessandro & Romeo

Romeo – eine Spürnase im Einsatz für den Artenschutz

Ein wichtiger Teil der Arbeit besteht darin, Fotofallen in Absprache mit den Forstbehörden regelmäßig zu kontrollieren. Noch entscheidender ist jedoch das Auffinden von Losung – also Wolfskot –, der für genetische Untersuchungen benötigt wird.

Hier kommt Romeo ins Spiel. Er wurde von Alessandro als Artenschutz-Spürhund ausgebildet und unterstützt ihn beim Finden der Proben. Während Wölfe ihre Losung zwar häufig gut sichtbar auf Wegen ablegen, "verstecken" sie sie ebenso oft unter Laub, zwischen kleinen Tannen oder im Gebüsch. Was dem menschlichen Auge entgeht, findet Romeos Nase zuverlässig.

Ein Golden Retriever schnuppert am Herbstlaub
Romeos feine Spürnase findet oft das, was dem menschliche Auge verborgen bleibt.

Wird eine Losung entdeckt, läuft ein genau festgelegtes Protokoll ab:

  1. Fotografieren der Fundstelle

  2. Koordinaten aufnehmen

  3. Losung vermessen und dokumentieren

  4. Genetische Probe entnehmen – meist der Teil mit dem besonders sichtbaren Schleimfilm

  5. Konservieren in Ethanol und alternativ per neuem Tupferverfahren (wird momentan noch getestet)

  6. Restliche Losung einsammeln für spätere Nahrungsanalyse


Die genetischen Proben werden anschließend an das Senckenberg-Institut geschickt, wo bestimmt wird:

  • ob es sich um Wolfskot handelt

  • von welchem Individuum die Probe stammt

  • ob Verwandtschaften zu bekannten Elterntieren bestehen

  • wie die Tiere sich zwischen Bundesländern bewegen


Diese Methode liefert wertvolle Erkenntnisse sowohl auf regionaler Ebene als auch deutschlandweit.


Mit Alessandro und Romeo im Gelände

Während meines Besuchs durfte ich Alessandro und Romeo ein paar Tage lang begleiten. Die Eifel zeigte sich dabei von ihrer schönsten Seite – weite Wälder, einsame Wege, frische Herbstluft.

Auf dem Weg zu einem abendlichen Ansitz hatten wir besonderes Glück:

Auf einem Forstweg lag eine perfekt abgelegte Losung, die für genetische Analysen nahezu ideal war. Solche Momente sind kleine Highlights im Monitoring, denn sie liefern die genauesten Daten.

Wölfe nutzen Forstwege und Pfade übrigens genauso gern wie wir Menschen – sie sind einfach deutlich energiesparender als das Durchkämpfen durch dichtes Unterholz.

Ein Waldweg in der Eifel
Hier ist zügiges Vorankommen sicher - auch für die Wölfe.
Blick auf einen Wald in der Eifel
Blick aus unserem Ansitz heraus: Werden die Wölfe zur Dämmerung kommen?

Live gesehen haben wir in diesen Tagen zwar keinen Wolf. Doch die Wildkamera, die Alessandro in der Nähe unseres Ansitzes installiert hatte, zeigte zwischen unseren beiden Besuchen mehrere vorbeiziehende Wölfe.

Sie sind da. Lautlos, geschickt, unauffällig. Und doch zum Greifen nah.


Wölfe auf der Aufnahme einer Fotofalle
In der Nacht zwischen unseren Ansitzen waren sie da: Wölfe!

Anmerkung: Als wir die Wolfslosung entdeckten, hatte Romeo bereits "Feierabend", sprich, seine orangefarbene Weste, die er immer zum Monitoring trägt, abgelegt. Dennoch beschnüffelte er die Losung eifrig und gab nach kurzem Zögern das einstudierte Signal an Alessandro.

Ein Golden Retriever liegt und wittert dabei etwas mit seiner Nase
Die Nase ruht niemals - auch nicht im "Feierabend"

Gedanken zum Abschied

Die Arbeit von Menschen wie Alessandro ist unverzichtbar. Nicht nur für den Artenschutz, sondern auch für unsere Sicht auf die Natur. Sie schafft Verständnis, ordnet ein, klärt auf. Und sie zeigt, dass der Wolf nicht das Monster ist, zu dem er oft gemacht wird, sondern ein Wildtier, das seinen Platz wiedergefunden hat – in einer Landschaft, die zu lange ohne ihn war.

Ich bin dankbar, dass ich Alessandro und Romeo begleiten durfte. Und ich weiß jetzt schon: Ich werde in die Eifel zurückkehren.

Ein Mann kniet hinter einem Golden Retriever
Alessandro & Romeo - ein unschlagbares Team!


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